Blogeintrag vom 15.12.2025
Hightech auf der Strecke, Alltag im Schadenfall: Warum moderne Fahrzeuge Gutachter vor neue Aufgaben stellen
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Moderne Fahrzeuge sind rollende Computersysteme, die mit ihrer Sensorik, Assistenzfunktionen, Vernetzung und alternativen Antrieben für aktive Sicherheit und Effizienz sorgen, wobei sie jedoch auch die Komplexität im Schadenfall erhöhen. Das bedeutet für Kfz-Gutachter, dass sie nicht mehr nur Blech, Lack und mechanische Komponenten bewerten, sondern auch elektronische Systeme, Software und Hochvolttechnik in ihre Analysen einbeziehen müssen.
Wenn Assistenzsysteme Teil des Schadenbildes werden
Fahrerassistenzsysteme wie der Notbremsassistent, die Spurhaltehilfe, der Abstandstempomat oder der Parkassistent nutzen Kameras, Radar, Lidar und Ultraschallsensoren, welche häufig in Stoßfängern, Kühlergrills, Außenspiegeln oder Windschutzscheiben sitzen und damit bei Kollisionen regelmäßig betroffen sind. Wenn es dann zum Gutachten kommt, stellt sich die Frage, ob die Sensoren nur optisch beschädigt oder in ihrer Funktion beeinträchtigt sind.
Bei der Ursachenanalyse von Unfällen gewinnt die Funktionsprüfung von Assistenzsystemen an Bedeutung, da Fehlfunktionen mittlerweile nicht nur auf Defekte, sondern auch auf Systemgrenzen oder sicherheitsgerichtete Abschaltungen zurückzuführen sein können. Gutachter müssen deshalb zwischen dem erwartbaren Verhalten eines Systems und tatsächlichen Störungen unterscheiden.
In Regionen mit hoher Fahrzeugdichte und vielen hochwertigen Fahrzeugen, wie beispielsweise in Ballungsräumen oder auf Pendlerstrecken, arbeiten Sachverständige sowohl mit klassischen Verbrennungsmotoren als auch mit modernen Modellen. Wenn man dort ein unabhängiges Gutachten benötigt, kann man einen spezialisierten Kfz Gutachter in Starnberg beauftragen, der Erfahrung mit aktuellen Assistenzsystemen und ihrer Kalibrierung in die Bewertung einbringt.
E-Autos und Hochvolttechnik: Mehr als „nur“ Karosserieschäden
Elektrofahrzeuge stellen Gutachter vor zusätzliche Herausforderungen, da neben Karosserie und Fahrwerk auch Hochvoltbatterien, Leistungselektronik und Ladetechnik in den Fokus rücken. Nach einem Unfall ist zunächst die elektrische Sicherheit zu gewährleisten, was bedeutet, dass Fahrzeuge spannungsfrei geschaltet und Hochvoltsysteme nur von entsprechend geschulten Personen geprüft werden dürfen.
Typischerweise umfasst die Begutachtung eines E-Autos:
● Sichtprüfung von Batteriegehäuse und Unterboden auf Verformungen oder thermische Einwirkungen
● Auslesen von Diagnoseparametern wie Zellspannungen, Temperaturverläufen und State-of-Health-Werten der Batterie
● Prüfung von Hochvoltleitungen, Steckverbindungen und Ladeinfrastrukturkomponenten
Bereits kleine Beschädigungen im Bereich des Batterieträgers können sicherheitsrelevant sein und zu Austauschentscheidungen führen. Gutachten müssen in solchen Fällen nicht nur Reparaturkosten, sondern auch Fragen zur Wirtschaftlichkeit und zum Restwert unter Berücksichtigung möglicher Risiken abbilden. Zugleich sind Vorgaben der Hersteller zu beachten, die definieren, wann Komponenten zwingend ersetzt werden müssen.
Digitale Schadenaufnahme und KI als Werkzeuge
Neben der Fahrzeugtechnik verändert sich auch die Art und Weise, wie Schäden erfasst werden. Digitale Fotodokumentation, 3D-Scans und spezialisierte Software gehören vielerorts zur Grundausstattung und auch Werkzeuge mit künstlicher Intelligenz werden eingesetzt, um beispielsweise bei der Erstklassifizierung von Schäden, der Erkennung typischer Deformationsmuster oder der Recherche passender Ersatzteile zu unterstützen.
KI kann Gutachter zwar nicht ersetzen, aber Routineaufgaben, die sonst länger dauern würden, auf jeden Fall beschleunigen. Mithilfe von Algorithmen können Fotos analysiert, Plausibilitätsprüfungen durchgeführt und Vorschläge generiert werden, während die finale Bewertung und Einordnung weiterhin beim Menschen liegt. Das erhöht die Konsistenz und Objektivität, etwa bei häufig wiederkehrenden Schadenarten, und schafft Zeit für komplexe Fälle, in denen Ursachenanalyse, rechtliche Fragen oder Streitigkeiten zwischen Beteiligten eine größere Rolle spielen.
Orientierung für Geschädigte
Für Fahrzeughalter bleibt trotz aller Technik die Ausgangsfrage gleich: Was ist nach einem Unfall zu tun und wie wird der Schaden korrekt erfasst. Je komplexer Fahrzeuge werden, desto wichtiger ist es, dass Geschädigte ihre Rechte kennen. Bei unverschuldeten Haftpflichtschäden besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, einen eigenen, unabhängigen Gutachter zu beauftragen, dessen Kosten in der Regel von der gegnerischen Versicherung getragen werden, solange kein Bagatellschaden vorliegt. Gerade bei Fahrzeugen mit umfangreicher Elektronik oder Hochvolttechnik kann das entscheidend sein, damit auch verdeckte Schäden, Kalibrierungsbedarf und Sicherheitsaspekte vollständig erfasst werden.
Moderne Fahrzeuge verbinden Hightech aus dem Motorsport mit Alltagstauglichkeit auf der Straße. Für Gutachter bedeutet dies eine Erweiterung ihres Aufgabenprofils hin zu Elektronik, Software und Hochvolttechnik. Für Fahrzeughalter bedeutet es, im Schadenfall gezielt auf qualifizierte Sachverständige und klare, neutrale Informationen zu setzen, damit die Vorteile der Technik nicht zur Unsicherheit bei der Schadenregulierung werden.
