Blogeintrag vom 27.09.2012
Saisonfinale - III
Letztes Wochenende ging es weiter mit den Finalläufen.
Weitaus unspektakulärer als die kleine Schwesterserie ging die GP2 in Winterpause. Luis Razia lag punktemäßig zu weit zurück und Davide Valsecchi machte alles richtig um den Vorsprung zu verteidigen.
Was es den beiden bringt, dass sie diese GP2-Saison überzeugend bestimmt haben bleibt abzuwarten.
Auch was den Stand der GP2 als "Nachwuchsserie Nr.1" unterhalb der Formel 1 betrifft - denn da ist die Formel Renault 3.5 mittlerweile mindestens gleichauf.
Viele sagen Valsecchi und Razia sind zu alt für die Formel 1 und zu lange in der GP2.
Sie sind in der Tat in der fünften bzw. vierten Saison GP2. Wenn man genau hinschaut waren beide aber auch vorher in vergleichbaren Serien unterwegs (Formel Renault 3.5 und Euroserie 3000), dann werden gleich mal sieben bzw. sechs Saisons auf dieser Ebene daraus.
Das ist sicher deutlich länger als das übliche Muster, das man Nachwuchsfahrern zugesteht: Eine Saison zum akklimatisieren, eine zweite für den Titelkampf. Maximal noch eine dritte Saison um sich zu beweisen, wenn man vorher schlechtes Material hatte.
Ich finde es muss nicht immer schlecht sein wenn ein Fahrer länger braucht um gut zu werden. Es kann bedeuten, dass das Anpassen an eine neue Umgebung (zu) lange dauert, aber es kann auch einen Entwicklungsschub bei Reife und mentaler Stärke bedeuten.
Davide Valsecchi und Luis Razia haben in meinen Augen auf jeden Fall Formel 1-Reife erlangt. Ob es für mehr reicht als den einen oder anderen Test bleibt abzuwarten.
Als wahrscheinlichster Kandidat für einen Aufstieg von der GP2 in die Formel 1 gilt derzeit ein anderer: Max Chilton. Er ist jünger als Valsecchi und Razia und bringt nebenbei noch seinen Sponsorkoffer von zuhause mit. Immerhin wurde er auch vierter der GP2-Meisterschaft, was ich ihm zu Saisonbeginn nie zugetraut hätte.
Und da war da noch… richtig: die Auto GP!
Zwar deutlich im Schatten der GP2 und der Formel Renault 3.5 fährt diese Serie auf ähnlichem Niveau.
Und wer das Vergnügen hatte diese Fahrzeuge live zu erleben wird mir zustimmen: Das sind richtige Rennautos!
Leider gab es im Lauf der Saison zu viele Fahrerwechsel und die richtig guten Fahrer waren ohnehin Mangelware.
Chris van der Drift hat sich die Reise nach Kalifornien gleich gespart, sein vierter Platz in der Meisterschaft war vorher schon so gut wie sicher ohne Aussicht auf Verbesserung.
Das letzte Podium der Saison: Sergey Sirotkin, Adrian Quaife-Hobbs und Sergio Campana.
Für mich sind genau das die besten Fahrer des Jahres: Quaife-Hobbs ein absolut würdiger Meister, Sirotkin ein Rohdiamant und Campana unter Wert geschlagen - könnte ein richtig Guter werden.
Und Pal Varhaug? 2011 war er als Teamkollege von Meister Grosjean in der GP2 extrem blass und blieb punktelos. Nun hat er sich den AutoGP-Vizetitel gesichert - aber wie gut ist er wirklich? Vielleicht werden wir es 2013 erfahren falls er es zurück in die GP2 schafft.