Das Überholproblem der Formel 1

Blogeintrag vom 19.04.2013

Das Überholproblem der Formel 1

Das Überholproblem der Formel 1
Foto: © mercedes-gp.com

Zur Zeit gibt es zwei Lager: Die einen schimpfen auf Pirelli, weil sie F1-unwürdige Reifen zu den Rennen bringen, die anderen finden das gerade gut, weil die Herausforderung der Teams wie auch die Show in den Rennen steigt.

Tendenziell gehöre ich zur letzteren Gruppe, wenn auch es zu viel des Guten ist, wenn eine im Rennen zu verwendende Reifenmischung keine fünf Runden hält.

Diskussionsstoff lieferten in den letzten Tagen Funksprüche aus China, wo Fahrer fragten "Soll ich mich gegen meinen Hintermann wehren" und die Antwort war "Nein, lass ihn fahren". Der Grund ist logisch: Im Zweikampf verliert man Zeit und macht seine Reifen kaputt.
Aber ist das wirklich etwas Neues? Doch nicht wirklich.
Vielleicht sind manche Reifenmischungen in der aktuellen Formel 1 empfindlicher, aber im Prinzip ist das doch in allen Rennserien so und war auch schon vor 10 , 20 und 30 Jahren so.
Fahrer die reifenschonend fahren und Zweikämpfen aus dem Weg gehen gab und gibt es immer und überall - und das ist auch richtig so.

Was in meinen Augen aber in der aktuellen Formel 1 anders ist: Das Verteidigen der Position ist aussichtsloser geworden.
In China wäre jeder Fahrer der spürbar langsamer als der Hintermann ohnehin nach spätestens 2 Runden überholt worden. Dank DRS und den enormen Geschwindigkeitsunterschieden ist der Vordermann absolut hilflos.

Was wäre denn ohne DRS - würden nicht Fahrer und Teams trotzdem einen Sinn im Zweikampf sehen, wenn man auch die Möglichkeit hat einen Fahrer hinter sich zu halten?

Dabei bin ich gar nicht gegen ein DRS im Allgemeinen. Die Art wie es in der Formel 1 verwendet wird, ist aber ungerecht einseitig zum Vorteil des Hintermanns. Und was am schlimmsten ist: Das DRS entwertet das Überholen - Überholmanöver sollten eine hohe Kunst des Rennfahrens sein und nicht etwas Unausweichliches, weil man in einer bestimmten Zone ist.

Die Formel Renault 3.5 Weltserie etwa macht das besser. Auch hier gibt es ein DRS, aber das darf jeder Pilot für eine bestimmte Zeit übers Rennen verteilt einsetzen. Sei es zum Überholen oder zur Verteidigung - frei nach seiner Wahl.
Hier könnte sich die Formel 1 noch etwas abschauen.